Wenn man einen Ort verstehen und beurteilen will, dann sollte man sich nicht nur von seinem aktuellen Aussehen leiten lassen. Vor dem Hintergrund einiger Fakten der Ortsgeschichte sieht man eine Region, einen Ort und die in ihm lebenden Menschen oft mit
anderen Augen: Vieles wird plausibel und nachvollziehbar – schöne wie negative Seiten – wenn man es in einem räumlichen und zeitlichen Zusammenhang sieht.
Dieser Beitrag will einige Hintergründe aufzeigen und zum Verständnis von Hahausen als Siedlung und als Heimat seiner
Einwohner beitragen. Mögen diese Zeilen sowohl den Gästen ermöglichen, den Ort ein Stück mit den Augen seiner Einwohner zu sehen und mögen sie den Hahäuser Neubürgern helfen, ihre Nachbarn, die schon länger im Ort leben, besser zu verstehen und damit den dauerhaften Schritt in die
Hahäuser Ortsgemeinschaft leichter machen.
Den ersten Eindruck von Hahausen wollen wir als Blick aus dem gedachten Flug über den Ort gewinnen. Allein dieses Luftbild gibt uns wichtige erste Hinweise, wie es zur Gründung des Dorfes kam, wie seine Einwohner früher lebten und welche Probleme sie gehabt haben mögen.
Die Lage des Ortes in seiner Landschaft gibt uns Hinweise, die auch ohne genaue Kenntnis alter Urkunden und Akten die geschichtliche Entwicklung Hahausens deutlich machen.
Wir sehen
- der Ort ist umgeben von Wald nach fast allen Seiten
- er liegt am Nordwestrand des großen Mittelgebirges Harz
- die Wälder des Harzes, des Langenberges und des Osterholzes sind sehr ausgedehnt
- Hahausen liegt an der Verbindung im Tal zwischen dem Lutterschen und dem Seesener Becken
- es ist Kreuzungspunkt der Bundesstraßen B 248 (Nord-Süd) und B 82 (West-Ost)
- die Bahnlinie von Seesen verzweigt sich in Richtung Lutter und in Richtung Goslar
Verkehrsknotenpunkt Hahausen – Fernverkehr schafft immer Arbeit
Bezeichnend ist die Harzrandlage Hahausens als direkte Verbindung von Lutter und von Goslar nach Seesen. Nicht erst in jüngerer Zeit wurden deshalb Eisenbahn- und Fernstraßentrassen hier entlang gelegt. Die sogenannte Hahausen-Seesener Passlandschaft bot schon in sehr früher Zeit Wege, auf
denen unserer Vorfahren mit Kutschen, Karren und zu Fuß um die große ungangbare Barriere der Harzwälder herumfuhren, um beipielsweise das Rammelsberger Eisenerz aus Goslar zum Verhütten nach Münchehof (Schlackenmühle) oder Bornum (historischer Hochofen) zu bringen. Selbstverständlich wurden
auch schon früh Waren wie Holz, Holzkohle oder landwirtschaftliche Produkte auf diesen Wegen transportiert. Nicht zu vergessen die Soldaten unzähliger Kriege und Schlachten, die an Hahausen vorbei marschierten.
Die ersten Wege waren Naturwege: sie waren unbefestigt, steil und ohne Brücken. Damit waren sie oftmals nicht oder nur schlecht fahr- und gangbar oder die genaue Trasse wechselte. Heute lassen sich noch Reste dieser Wege in der Nähe der alten Goslarschen Straße am Waldrand ausmachen. Die
Hohlwege zeugen davon, wie mühsam Reisen und Transport damals waren. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden im Herzogtum Braunschweig die ersten festen Straßen erbaut. Das Reisen per Straße und später per Schiene wurde komfortabler und schneller, Hahausen blieb jedoch bis heute ein
Knotenpunkt für den Verkehr.
Neben den erwähnten modernen Verkehrstraßen hat die verkehrstaktische Lage die Gründung des heutigen Ortsteils Neuekrug als Folge gehabt. Der "neue Krug" war Ausspann für die Postkutschen und bot seit 1753 Kost und Logis für die Reisenden. Wegebezeichnungen wie "Frankfurter
Straße" oder "alte Heerstraße" deuten auf die Wichtigkeit der alten Fernverbindungen hin.
Letztlich wird auch der Ort der Schlacht von Lutter am Barenberge zwischen Hahausen und Nauen im August 1626 darin begründet liegen, dass die Truppen Tillys und Christians von Dänemark auf die vorhandenen Wege angewiesen waren. Texte über die Schlacht geben die schlechte Wegbarkeit und
die sumpfigen Wege und Äcker um Hahausen wieder.
Verkehr schaffte Arbeitsplätze: Neben einigen Wegewärtern für die Straßen bot der Bahnknotenpunkt Neuekrug mit Güter- und Personenbahnhof und einigen Bahnübergängen etlichen Hahäusern Arbeit als Beamte, Angestellte oder Bahnarbeiter. Heutige Eisenbahner müssen zumeist nach außerhalb
pendeln.
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