Dei schlaue Wilddeif |
In olen Teien, et mag nün woll balle an de hundert Jahre her sein, da gaff et doch in'n Dörpe Hahüsen en Löppelschnitzscher, dei konne un konne dat Wildern nich sein laten. Dagsober satt hei un schnitzsche an seinen Löppeln un Quörlen un anderen hölternen Gescherre: dat Holt datau harre seck meistens up deiselbe Weise wei dei Hirsche un Rehe, Hasen un Fösse beschaffet, up ehrliche Art aber gewiß nich. Gegen Abend aber, wenn et gerade sau en betjen schakkerig word, dann packe sein Schnitzschemest beiseite, namm sau en olen Kaufaut (Gewehr) taur Hand, schmer seck dat Gesichte met Ruß in, schmet en Schnappsack obern Rüggen und aff ging hei. |
Sau manchet Stücke Wild harre all eschoten, dei Försters ärgern seck swart un greun, schleugen seck de Nächte um de Ohren, um den Wilddeif tau erwischen, doch was dat immer ne vergebliche Meuhe, de Löppelschnitzscher harre all längst Lunte eroken. |
Doch et is ja en olet Sprichwohrt "Narrenspeel will Rühm hebben" un ok "De Kraug geiht sau lange taun Water, bet he brikt". Jedenfalls word dei Wilddeif immer dreister un dreister; woll leit hei seck nich beim Wildern schnappen, doch eines Dages harre hei dat Pech, dat ne de Förster bei'n Holtstehlen stelle. Frech, wie hei was, schimpe und querulere üse Löppelschnitzscher, un damidde nich genaug, drohe bei hei den Beamten, dei ne inschreif; "Sei froh, dat wie nich mehr 48 schreibet, denn ginge et deck aber schlechte!" |
Kort un güt, dorch düssen Uptritt was dei Förster mißtrüsch eworden, hei dachte seck sein Deil: "Solle düsse Minsche nich deiselbe sein, dei sau schauderhaft under den Wildbestanne upruime? |
Noch manch Dag un manche Nacht vorging, dei Man, dei den Harzbargen lüchte, was woll die einzige, dei wußte, wat espeelt word, denn ofte, ofte blenkere hei den Wilddeif in't rußbeschmerte Gesichte. Manchet Stücke Wild sach hei in'n Fuier tausammenbreken un meist, wenn hei all an'n Verblassen was, sach hei üsen Wilddeif met schwarzem Rucksack in de Hinterdör schleiken. |
Einmal harre ne de Förster balle eschappet, doch im lesten Moment konne seck de Löppelschnitzscher noch in Sicherheit bringen. |
Am anderen Morgen kamm dei Förster met'n Lutterschen Polizisten, dene hei rasche informeert harre un dei begierig was, den Wilddeif an den Pärschwanz tau binnen, um ne seiner gerechten Strafe tataufeuren. Hille gingen se in dessen Stübe, um ne tau oberraschen, doch harren se wohl nich met der Schlauheit det Löppelschnitzschers ereket. Seine Frü stund in einer Ecke det armseligen Rümes un schaukelte öhr Kind in der Weege. Dabei huilte dat arme Waif tau'n Gotterbarmen: "Ach, Herr Förster, Herr Wachtmeister, mein arm Kind, dat is ja sau krank, ach Gottogottogott!" |
Dei beiden Beamten wörrn en paar gefuilvulle Minschen. Sei keken seck an un schleken beträen üt der Stübe. Dann sochten sei dat ganze Hüs dorch, vom Hahnebalken bet in den Kellder, jede Ecke, jeden Winkel bekeken sei. Dei Förster word immer wuitender, die Poliziste schüddele den Kopp un de Löppelschnitscher satt an seinem Dische, fleute seck en Lied un greine ober't ganze Gesichte, dabei schnitzsche an en Stücke Holt, dat ok eklauet was. |
Dei beiden Beamten moßten met langen Gesichtern afträen....Butten seggte de Förster tau'n Polizisten: "Herr Wachtmeister, wer soll das verstehen? Ich habe den Mann in der vergangenen Nacht deutlich erkannt, als er ein Stück Wild auf dem Rücken trug." |
Dei Poliziste greine bluots lichte un zwinkere met'n Oogen, denn sette seck up sein Pärd un ritt na Lutter. |
Doch härren dei beiden jetze in de Stübe ekeken, sau wörre ne dat Nadenken un ok dat Greinen vorgan, denn met einem Schwupp harre dei Früh öhr Kind üt der Weege, dat gar nich krank ütsach, un darundere...da lag dat Reh, dat de Löppelschnitzscher in der vorigen Nacht eschoten harre. |
Eine Geschichte aus dem Jahre 1951 |
von Wilhelm Kalthammer |
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